Die Coronavirus-Pandemie führte 2020 zu einer abrupten Verlagerung der Universitäten und eines Teils der Wirtschaft hin zu Fernstudium und Homeoffice. Die intensive Nutzung digitaler Technologien ermöglichte, eine Mehrheit der produktiven Tätigkeiten fortzusetzen und gleichzeitig die Mobilität der Menschen auf ein Minimum zu beschränken. Der Unterricht und die Arbeit im virtuellen Raum schreiben sich jedoch in eine längere Entwicklung der beruflichen Praktiken und Produktionsprozesse ein. Die infoclio.ch-Tagung 2021 nimmt die beschleunigte Verbreitung des mobilen Arbeitens in den Blick, beleuchtet seine historischen Vorläufer und fragt nach den Folgen für die Gedächtnisinstitutionen und das Geschichtsstudium.
Die erste Session geht der Geschichte der Informatisierung der Arbeit nach. Von den ersten Versuchen der Mechanisierung geistiger Arbeit im 19. Jahrhundert bis zum Aufkommen von PCs, von den ersten Debatten über Telearbeit in den 1980er Jahren bis zur Plattformökonomie – neue Technologien haben die Transformation der Praktiken und die Organisation der Arbeit begleitet. Drei Historikerinnen und Historiker ordnen diese Veränderungen in die gesellschaftlichen Kontexte ein.
Der Fernzugriff auf historische Dokumente ist Thema der zweiten Session. Die Pandemie hat den Zugang zu Gedächtnisinstitutionen schlagartig unterbrochen, sodass nur die Online-Nutzung digitalisierter Dokumente blieb. Sind die Digitalisierung on demand und die virtuelle Einsicht in historische Quellen wünschenswerte Zukunftsaussichten? Eine Diskussionsrunde zwischen Historikerinnen, Archivaren und Spezialistinnen für virtuelle Forschungsumgebungen geht dieser Frage nach.
In der dritten Session geht es um den universitären Fernunterricht: Nach fast zwei Jahren des notgedrungenen Distance Learning ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Ein runder Tisch mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener akademischer Bereiche diskutiert die Er-fahrungen der letzten Monate, aber auch die Rolle digitaler Plattformen im Unterricht und ihren Platz in den Zukunftsstrategien der Universitäten.
Während der Tagung wird eine Simultanübersetzung Französisch-Deutsch angeboten. (avl dolmetscher)
Die Anzahl der Teilnehmenden vor Ort ist begrenzt. Für die Teilnahme ist ein Covid-Zertifikat erforderlich. Sollte sich die epidemiologische Lage verschlechtern, wird die Veranstaltung ins Internet verlegt.
Programm
8h45-9h15 | Empfang und Kaffee |
9h15 | Begrüssung – Matthieu Leimgruber (Universität Zürich) & Enrico Natale (infoclio.ch) |
Session 1: Informatisierung der Arbeit – historische Perspektiven | |
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9h30 | Delphine Gardey (Université de Genève) La préhistoire des sociétés de l’information |
10h00 | Antonio Casilli (Institut Polytechnique de Paris) Par-delà le télétravail : travailler sur les plateformes numériques à l'heure de la crise sanitaire |
10h30 | Mirko Winkelmann (Deutscher Bibliotheksverband) Geschichte der Telearbeit in Deutschland |
11h00-11h30 | Kaffeepause |
Session 2: Digitalisierung on demand und virtuelle Lesesäle | |
11h30 | Podiumsdiskussion |
Véronique Stenger (Universität Wien) | |
Gilbert Coutaz (Archives cantonales vaudoises) | |
Philippe Künzler (Schweizerisches Bundesarchiv) | |
Anthony Masure (HEAD - Genève, HES-SO) | |
Moderation: Heike Bazak (PTT-Archiv) | |
12h30-13h30 | Mittagspause |
Session 3: Distance Learning – Lektionen aus der Pandemie | |
13h30 | Viviane Glikman (Groupe d’étude d'histoire de la formation des adultes) Il était une fois la formation universitaire à distance. De son histoire à son actualité en France et ailleurs |
14h00 | Janja Komljenovic (Lancaster University) Digital higher education: platformization, privatization and new governance models |
14h30 | Podiumsdiskussion |
Anne-Katrin Weber (Universität Basel) | |
Daniel Allemann (Universität Luzern) | |
Elia Stucki (Universität Zürich) | |
Jean Terrier (Universität Basel) | |
Tosca Martini (Université de Lausanne) | |
Moderation: Alexandra Binnenkade (Universität Basel) | |
16h00 | Ende der Veranstaltung |