In seinem Buch «Kinder beobachten» untersucht Urs Hafner am Beispiel der 1937 eröffneten «Beobachtungsstation» Neuhaus in Bern die Anfänge der Kinderpsychiatrie. Die damals noch junge Disziplin testete, triagierte und therapierte in den neuen «Beobachtungsstationen» auffällige Kinder und Jugendliche, die mehrheitlich aus den Unterschichten kamen. Das Buch befasst sich mit den ersten beiden Psychiatern, die dem Neuhaus vorstanden, ihren Ansätzen, den Diagnosen und Therapiemethoden und fokussiert dabei den «ärztlichen Blick», der auf die Kinder und ihre Familien geworfen wurde.
Patrick Bühler (Pädagogische Hochschule FHNW) hebt in seiner Rezension hervor, dass Urs Hafner «nicht nur eine minutiöse Studie des ‹Neuhaus›» gelinge, sondern «sich die psychiatrische Beobachtungsstation bei ihm gleichzeitig als ein ‹historisches› Symptom weitreichender Entwicklungen» erweise. Ihm glücke das Kunststück, «die Geschichte einer Institution zu schreiben, ohne die größeren Entwicklung zu vernachlässigen».
Die Rezension wurde redaktionell betreut von Philipp Eigenmann (Historischen Bildungsforschung Online). Sie ist auf HSozKult und infoclio.ch frei und online verfügbar.