Konferenzübersichte - Schweizerische Geschichtstage 2010:
Querschnittsbericht "Geschichtsdidaktik" (HSK)
Querschnittsbericht "Frühe Neuzeit" (HSK)
Querschnittsbericht "Geschlechtergeschichte" (HSK)
Querschnittsbericht "Mittelalter" (HSK)
Querschnittsbericht "Zeitgeschichte"
Jürgen Osterhammel ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Konstanz. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die europäische und asiatische Geschichte seit dem 18. Jahrhundert, die Geschichte der interkulturellen Beziehungen und Wahrnehmungen und die Weltgeschichtsschreibung (global history) in Theorie und Praxis.
Merry Wiesner ist Professorin an der University of Wisconsin in Milwaukee, USA. Sie lehrt und forscht in vergleichender und weltgeschichtlicher Perspektive zu Europa in der frühen Neuzeit. Besonders profiliert hat sie sich durch Studien zum Themenkomplex Religiosität, Geschlecht und Sexualität.
Zwei Umfragen der Abt. Grundlagenerschliessung der SGG in den Jahren 2004 und 2006/07 dokumentieren die Breite und Vielfalt der Edition von Quellen in der schweizerischen Geschichtswissenschaft. Eine Schlussfolgerung aus diesen Umfragen ist der Bedarf, über den Stellenwert von Quelleneditionen in den historischen Wissenschaften zu diskutieren. Diese gelten, zumal unter dem Druck der Kosten für lang dauernde Projekte, manchen als unmodern und weniger förderungswürdig. In einer vom "Konstruktivismus" theoretisch geprägten Forschungslandschaft erfährt der "authentische" Text eine Relativierung. Vor allem aber verändern die neuen technischen und medialen Möglichkeiten der Digitalisierung die Art, den Umfang und die Formen der Erschliessungs- und Editionstätigkeit. Das Engagement in den einschlägigen Debatten zeigt aber auch, wie stark in der scientific community die Sensibilität für die Erschliessung und Edition von Quellen als Element der Grundlagenforschung ist und wie hoch ihre Bedeutung als Dienstleistung für Forschung, Lehre und öffentliche Wirkung der historischen Wissenschaften eingeschätzt wird. Verantwortung: Josef Mooser
Urkunden gehören für die Zeit vom Früh- bis zum Spätmittelalter zu den wichtigsten schriftlichen Quellen. Im 19. und zum Teil auch im 20. Jahrhundert genoss die Urkundenedition ein entsprechend hohes Ansehen und hat viel zur Erschliessung von Archivbeständen beigetragen. Heute werden am Nutzen häufig Zweifel geäussert: zu teuer, zu langsam, für die historische Forschung zu eingeschränkt nutzbar. Am Beispiel des weit fortgeschrittenen Langzeitprojekts Chartularium Sangallense wird gezeigt, worin der Nutzen der Neubearbeitung eines Urkundenbuches besteht. Von der Editionspraxis ausgehend, werden mit Fallbeispielen Ergebnisse und Desiderate der Urkundenedition dargelegt.
Die Korrespondenz von Heinrich Bullinger (1504-1575) stellt mit ca. 12’000 überlieferten Briefen den umfangreichsten erhaltenen Reformatorenbriefwechsel dar. Der grösste Teil der Korrespondenz ist bisher nicht publiziert worden. Der kritischen, kommentierten Edition kommt somit eine erhebliche Bedeutung als Quelle für die Erforschung der Frühen Neuzeit zu. Sie wird seit 1973 kontinuierlich unter Rückgriff auf beträchtliche Vorarbeiten und Nutzung moderner Methoden (Einsatz von TUSTEP, Verwendung digitaler Medien beispielsweise zur Online-Darstellung der Register) erarbeitet. Durch die institutionelle Einbindung im Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte, den regen Austausch mit verwandten Editionsprojekten und die Öffentlichkeitsarbeit des Projekts ist eine solide Grundlage für die laufende Arbeit gegeben.
Die Rechtsquellenstiftung des Schweizerischen Juristenvereins hat im Mai 2009 mit der Retrodigitalisierung der umfangreichen Sammlung begonnen und wird in Zukunft ihre Editionen nicht mehr nur in Buchform, sondern auch digital im Internet veröffentlichen. Ziel ist es, mit Hilfe von modernen computerlinguistischen Methoden die Suchmöglichkeiten und Darstellungsvarianten zu verfeinern. Diese verbesserten Zugriffsfunktionen kommen nicht nur Historikern, Juristen und Volkskundlern, sondern auch allen Sprachforschenden zu Gute. Die künftige digitale Edition ermöglicht es, Urkunden und Akten noch quellennaher zu transkribieren und mit Bilder der Originale sowie der kopialen Überlieferung zu versehen, ohne auf die bewährten Transkriptions- und Editionsrichtlinien und die Erstellung von detaillierten Registern und Glossaren zu verzichten. Im Rahmen unseres Beitrages sollen die von Prof. Josef Mooser aufgeworfenen Fragen anhand unserer zur Zeit laufenden und der geplanten Projekte diskutiert werden.
Gleich wie die meisten öffentlichen Archive hat das Staatsarchiv des Kantons Zürich keinen gesetzlichen Auftrag zur Edition seiner Quellen. Trotzdem verfolgt es zurzeit mehrere Editionsprojekte unterschiedlicher Art; es hat dafür per Anfang 2009 sogar eine eigene Abteilung geschaffen. Eine der in den kommenden Jahren zu diskutierenden Leitfragen heisst aus der Sicht des Staatsarchivs Zürich: Besteht der Kernauftrag der Archive auch im 21. Jahrhundert darin, Findmittel möglichst breit (und online) zu streuen und Originale nur bis in den Lesesaal zu tragen? Oder sollten die öffentlichen Archive immer mehr dazu kommen, ihre zentralen Serien ebenfalls bis auf die Bildschirme des Publikums zu bringen? – Antworten auf diese Frage gibt es nur, wenn man herausfindet, wie das Publikum, Fachhistoriker/innen und Laien, auf ein Online-Angebot an primären Quellen reagiert. Und deshalb sind die Archive gehalten, entsprechende Projekte zu lancieren – und diese mit Drittmitteln zu finanzieren. Dass es die Archive selbst sind, die, wenn überhaupt, ein Online-Angebot an Primärquellen aufbauen sollten, steht aus der Sicht vieler öffentlicher Archive fest. Nur so kann gewährleistet werden, dass digital aufbereitete Quellen nachhaltig gepflegt werden und sich nicht immer mehr (gut gemeinte) Ableger bilden im Internet, die früher oder später veralten oder verkümmern. Im Rahmen des Beitrags werden die Editionsprojekte des Staatsarchivs Zürich vorgestellt und Fragen zur Debatte gestellt.
Après la publication de volumes imprimés de documents diplomatiques suisses (DDS) des années 1848 à 1945, le groupe de recherche a développé une base de données qui est en ligne depuis 1997. Elle permet de publier des documents digitalisés avec des liens avec des personnes, des organisations et des termes géographiques. Cette base de données a été utilisée aussi par la Commission Bergier pour développer sa propre base de données. Depuis 2008, une grande partie du contenu de celle-ci a été intégrée dans Dodis. La digitalisation de documents tirés des Archives fédérales suisses et de documents publiés dans les volumes de la Commission Bergier a enrichi la base de données qui bénéficie ainsi des expériences et connaissances accumulées pendant plus de 13 années de recherches historiques. Les possibilités techniques actuelles facilitent et accélèrent une partie des recherches historiques. Néanmoins, les méthodes historiques sont indispensables pour un projet qui vise à étendre ses domaines de documentation, ce qui implique une réflexion sur le contenu et la structure de la base de données.
"Es fragt sich, ob dieses Material wirklich das ist, wofür es gehalten wird oder gehalten werden will; darauf antwortet die Kritik der Aechtheit." So formulierte Droysen in seinem Grundriss der Historik einen der Grundsätze der modernen Quellenkritik. Mit der zunehmenden Verbreitung digitaler Quelleneditionen stellt sich die Frage, ob und wie die bisherigen Prinzipien der Quellenkritik den neuen Rahmenbedingungen angepasst werden müssen. Was heisst "echt" im Kontext digitaler Medien, die keine Unterscheidung mehr von Original und Kopie mehr kennen? Und wie lässt sich unter dieser Prämise Droysens Frage, "ob dies Material noch unverändert das ist, was es war und sein wollte" beantworten? Braucht es eine neue Quellenkritik des Digitalen und wenn ja, wer stellt die entsprechenden Fragen: die Historiker, die Archivare oder gar die Informatiker?
Ein Archiv definiert – in Anlehnung an Michel Foucault – Grenzen oder Rahmen möglicher historischer Aussagen. Es ist das, was bewirkt, dass Gesagtes, Geschriebenes, Geschehenes (kurz: Diskurse und Praktiken) sich nicht unendlich, in einer amorphen Vielzahl, anhäuft, aber auch nicht durch zufällige äussere Umstände verschwindet. Zwischen Tradition und Vergessen definiert ein Archiv die Regeln einer Praxis, welche historische "Aussagen" respektive "Informationen" fortbestehen und modifizieren lässt. Archive aber sind auch Archivarinnen und Archivare mit einem professionellen Wissen und Können. Zwischen dem Archiv (gemäss Foucault) und den Archiven in der Praxis besteht ein konkreter Zusammenhang. Hier ist der Ort, wo die Produktionsbedingungen von Geschichte zu diskutieren sind. Es ist angesichts sich verändernder Rahmenbedingungen im Übergang zur Informationsgesellschaft unabdingbar, dass Archiv- und Geschichtswissenschaft sich über die Begrenzungen und Inhalte ihrer je eigenen Diskurs- und Praxisfelder versichern sowie sich darüber austauschen. Es braucht im Spannungsfeld zwischen Archiv und Geschichte auf beiden Seiten Vorkehrungen, um auch inskünftig den Rohstoff für die historische Forschung, Lehre und Nutzung überliefern und auswerten zu können. Das Panel des BAR beinhaltet zwei Referate sowie eine Podiumsdiskussion (mit vorgängigen thesenartigen Inputs) mit dem Ziel, unterschiedliche Ansprüche der Archiv- und Geschichtswissenschaft an die Überlieferung herauszuarbeiten, das Verständnis für die Verdichtungsaufgabe des Archivs zu steigern, epistemologische Kriterien der Geschichtswissenschaft im Umgang mit Quellen zu erörtern, sowie die Einsicht dafür zu fördern, dass beide Seiten mit den Grenzen des Machbaren auch hinsichtlich der Nutzungsansprüche von Dritten (Medien etc.) umgehen müssen. Verantwortung: Guido Koller
Grenzen trennen und verbinden, schliessen ein und aus. Angewandt auf Archive und Geschichte, speziell auf die zukünftige Überlieferungsbildung: Es gibt erstens eine mögliche Grenzziehung um Geschichte und Archiv ebenso wie zwischen Archiv und Geschichte. Es gibt zweitens nationale Grenzen – Nationalarchiv und Nationalgeschichte; es gibt drittens professionelle bzw. fachliche Grenzen, eine Abgrenzung der Archive zu Bibliotheken etc sowie den aktenbildenden Stellen. Es gibt viertens eine Grenze zwischen öffentlichen und pri-vaten Archiven. Dazu kommt fünftens die zeitliche Grenze zwischen dem Heute und dem im Archivgut bewahrten Gestern, vielleicht auch zwischen Gegenwart und Zukunft, in deren Dienst die Überlieferung für die potentielle Auswertung von Archivgut steht. Ziel des Panels ist es, verschwundene, verschwindende, bestehende und mögliche Grenzen um und zwischen Archiv und Geschichte respektive Geschichtswissenschaft zu benennen, sie auf Sinn und Zweck zu untersuchen, um – mit gestärkter Identität – ein gegenseitiges Verständnis und einen respektvollen Umgang mit den gegenseitigen Eigenheiten und Interessen zu fördern. Wir hoffen, dass es auf diese Weise gelingt, eine rechtlich, gesellschafts- und wissenschaftspolitisch integrierte, also eine verantwortliche Überlieferungsbildung zu gewährleisten. Eine so verstandene Archivierung steht nicht im Dienste einer Geschichte, sondern der Geschichte als Auseinandersetzung mit Historizität, sowie eines gegenüber der Zukunft verantwortlichkeitsbewussten (Verwaltungs-) Handelns.
Der Beitrag verfolgt skizzenhaft, wie sich die Archivnutzung durch Historikerinnen und Historiker seit Mitte des 19. Jahrhunderts gewandelt hat. Ausgangspunkt ist die quasi-sakrale Aura, die Archivquellen im Historismus zukam. Im 20. Jahrhundert hat sich der Status des Archivs als geschichtswissenschaftlicher Ressource in verschiedene Richtungen ausdifferenziert. Kliometrische und quantifizierende Ansätze verstehen das Archiv als Hort statistisch verwertbarer Massendaten. Kultur- und mikrohistorische Zugänge führen die Bedeutung lokaler oder privater Archive vor Augen. Ansätze wie die Oral History oder die historische Bildforschung setzen einen erweiterten Archivbegriff voraus, der auch nicht-textliche Quellen umfasst. Der Aufstieg des Internet und der Digitalisierungstrend haben schliesslich zu gesteigerten Zugriffs- und Transparenzansprüchen geführt, denen die staatlichen Archive nur verzögert nachkommen – mit der Folge, dass sich eine problematische Divergenz zwischen gut erforschten digitalisierten Quellen und unattraktiven nicht-digitalisierten Akten abzuzeichnen beginnt. Der Beitrag diskutiert auch die Schranken der Archivnutzung, etwa die verbreiteten Erschliessungsstaus in öffentlichen Archiven oder die problematischen Kassationspraktiken von Einrichtungen des Gesundheitswesens, die dem Persönlichkeitsschutz dadurch nachzukommen versuchen, dass sie die Patientenakten frühzeitig und vollständig vernichten.
Les archivistes côtoient quotidiennement des historiens, mais l’inverse n’est pas toujours vrai. Les archivistes bénéficient généralement d’une formation d’historien, mais l’inverse est rarement le cas. Autrefois très proches, les professions d’historien et d’archiviste semblent s’éloigner l’une de l’autre. La dernière décennie a d’ailleurs vu se développer, en Suisse, un débat intéressant entre elles, mettant en lumière des frontières conceptuelles qui ne doivent pas devenir des barrières. Plus généralement, l’activité des centres d’archives demeure mystérieuse pour la majeure partie de la population, malgré les efforts de communication menés par les milieux professionnels. Cette présentation exposera les termes du débat, définira les convergences et divergences entre les deux professions, avec des incursions dans les autres métiers de l’information documentaire (bibliothèques, musées) et dans la question des besoins des autres usagers des archives. Elle s’interrogera plus particulièrement sur la question délicate de l’évaluation et de la sélection des archives et sur son impact sur le travail des historiens. En forgeant les matériaux futurs des historiens, les archivistes exercent en réalité (et parfois à contre cœur) un pouvoir énorme qui implique éthique professionnelle, sens des responsabilités et documentation de leurs interventions. Il est impératif que les historiens tiennent compte de cette fonction centrale de l’archivistique dans le processus de critique des sources.
In der Folge der digitalen Revolution der 1980er und der Durchsetzung des Internets seit den 1990er Jahren können wir eine Fülle von Projekten beobachten, die der Digitalisierung von Texten, Bildern und Tönen dienen. Dadurch stehen uns heute eine Fülle von digitalen Ressourcen im Internet zur Verfügung, die global jederzeit und sofort abrufbar sind. Das Podium will der Frage nachgehen, ob die digitale Wissensgesellschaft inzwischen tatsächlich Realität geworden ist und gleichzeitig auf die Probleme von Archiven, Bibliotheken, Museen und nicht zuletzt der historischen Forschung eingehen, die angesichts der technischen und digitalen Entwicklungen vor grossen Herausforderungen stehen. Bieten Internetplattformen wie e-lib oder infoclio.ch einen Ausweg aus der digitalen Fülle oder werfen sie nur neue Fragen auf? Ist der Zugang zu (schweizerischen) Quellen auf dem Internet, wie es dodis.ch oder e-codices.ch anbieten, die Zukunft der Archive oder eine Kanalisierung der Forschung? Mit der Frage nach den Grenzen der Digitalisierung knüpft das Podium bewusst an die Herbsttagung der SAGW 2007 (Das digitale Gedächtnis der Schweiz: Stand, Herausforderungen, Lösungswege) in Bern an und beabsichtigt die relevante Aspekte für die Geschichtswissenschaft weiter zu entwickeln. À la suite de la révolution numérique des années 1980 et l’imposition d’internet depuis les années 1990, nous pouvons observer une profusion de projets qui ont pour but la numérisation de textes, d’images et de sons. Grâce à ce phénomène est à notre disposition sur internet une abondance de ressources numérisées qui sont disponibles en tout lieu, en tout temps et instantanément. La table ronde examinera la question de savoir si la société du savoir numérisée est devenue effectivement, dans l’intervalle, une réalité et cherchera simultanément à répondre aux problèmes des archives, des bibliothèques, des musées et surtout de la recherche historique qui sont confrontés à des défis majeurs dans le cadre du développement technologique et numérique. Des plateformes internet, comme e-lib ou infoclio.ch, offrent-elles une solution à l’abondance numérique ou ne soulèvent-elles que de nouvelles questions ? Offrir un accès aux sources (suisses) sur internet, comme c’est le cas avec dodis.ch ou e-codices.ch, représente-t-il l’avenir des archives ou une canalisation de la recherche ? Avec la question des limites de la numérisation, la table ronde fait ouvertement référence au colloque d’automne 2007 de l’ASSH à Berne (« La mémoire numérique de la Suisse : état, défis et solutions ») et se propose de développer davantage les aspects les plus pertinents en ce qui concerne la discipline historique. TeilnehmerInnen / ParticipantEs
Organisation und Moderation Sacha Zala, Leiter der Diplomatischen Dokumente der Schweiz
Gérard Noiriel est Professeur à l’École des hautes études en sciences sociales (EHESS) à Paris. Ses recherches portent sur les thèmes de la nationalité, de l’asile et de l’immigration dans une perspective socio-historique.
Der Beitrag beschreibt zunächst die Modellierung von dynamischen Grenzen in einer GIS-Datenbank und ihrer Zuordnung zu historischen Räumen. Dies geschieht am Beispiel des am Institut für Europäische Geschichte Mainz und der Fachhochschule Mainz betriebenen historischen Informationssystems „HGIS Germany“ sowie in einem neuen Anschlussprojekt zur Geschichte Europas seit 1500, dem „Atlas Europa“, der neben thematischen digitalen Karten auch eine GIS-Plattform beinhalten wird.
Der Nationalatlas "Atlas der Schweiz" wird im Frühjahr 2010 in seiner dritten interaktiven Version erscheinen. Das thematische Programm des Atlas umfasst die Bereiche Natur & Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft, Staat & Politik, Energie, Verkehr sowie Kommunikation, mit insgesamt über 1300 Karten. Der Atlas bietet die Möglichkeit, mittels einer Zeitmaschine in historische Zeiten zurück zu gehen und diese mit aktuellen Daten zu vergleichen.
L’objectif premier de l’Atlas historique du Jura est de produire des cartes de base destinées à une publication papier utile à un large public. Le deuxième objectif est de produire un système de visualisation dynamique multi-niveaux de séries statistiques longitudinales (cantons, districts, communes). Nous présenterons l’état des travaux et les limites d’une telle démarche.
Der mediale Wandel der letzten Jahre hat neben der Geschichte der Medien auch die "Medien der Geschichte" (Fabio Crivellari et al.) ins Blickfeld des Interesses gerückt. Damit sind einerseits die Medien der geschichtlichen Überlieferung, die Überreste und Traditionen (Ernst Bernheim) gemeint, welche den geschichtswissenschaftlichen Zugang zur Geschichte prägen. Auf der anderen Seite bezeichnen die Medien der Geschichte auch die Medien geschichtlicher Darstellungsweisen, etwa das Buch, die Ausstellung, den Film oder die Website. Der "Geschichtsmarkt" (Dieter Langewiesche) ist zunehmend komplexer geworden, die Öffentlichkeit zugleich disparater. Die akademische Geschichtsschreibung mit einem vorwiegend innerwissenschaftlichen Zielpublikum stellt auf diesem Markt nur einen Bereich unter mehreren dar, unter dem Stichwort "public history" findet eine Professionalisierung alternativer Konzepte der Geschichtsvermittlung statt. Das Panel thematisiert die Bedeutung von Medien und Medienwissenschaft für die Geschichtswissenschaft. Es geht insbesondere der Frage nach, wie sich die Grenzen des Faches verschieben, wenn einerseits Fachdiskussionen im Internet zunehmend öffentlich werden und andererseits sich Fachwissen und populäres Wissen zum Beispiel im Internet zunehmend vermischen. Verantwortung: Peter Haber
Trotz aller Kassandrarufe vom Untergang des Buches, trotz seiner Defensive angesichts des Internets und der zweiten Welle von E-books sind gedruckte wissenschaftliche Bücher nicht ausgestorben, im Gegenteil: Jährlich verzeichnet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels mehr gedruckte Werke als im Vorjahr. Rund 80.000 Titel erscheinen pro Jahr. Der wissenschaftliche Buchhandel ist keineswegs in der Krise. Das Buch als Medium wird im geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Feld seinen Stellenwert behaupten. Dafür sprechen verschiedene Motive und Vorteile, die das Internet nicht bieten kann.
Die zeithistorische Forschung in Deutschland hat ihre Fragestellungen, Perspektiven und methodischen Zugriffe in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet. Die Disziplin ist inzwischen durch einen enormen inneren Differenzierungsprozess gekennzeichnet. Betrachtet man die Konjunkturen der zeithistorischen Forschung in den letzten Jahrzehnten, so überrascht, dass es bislang kaum Versuche gibt, den inzwischen erreichten Stand der Diskussion um zentrale Begriffe, forschungsleitende Konzepte und Methoden der Zeitgeschichte im Sinne einer Selbstverständigung der Disziplin über ihre eigenen Grundlagen zu dokumentieren. Die "neue Unübersichtlichkeit" einer stark ausdifferenzierten Forschungslandschaft erfordert jedoch dringend eine solche theoretische und methodische Selbstvergewisserung, nicht zuletzt um einen Bezugsrahmen für die Flut der Spezialuntersuchungen zu schaffen. Docupedia-Zeitgeschichte möchte einen Beitrag zur theoretischen und methodischen Standortbestimmung der Zeitgeschichte als wissenschaftlicher Disziplin leisten. Im Rahmen des Projekts wird erprobt, inwieweit mit dem weit verbreiteten Software-Framework MediaWiki ein fachwissenschaftlich organisiertes, dynamisch wachsendes Repositorium von enzyklopädisch angelegten Texten für die Zeitgeschichtsschreibung aufgebaut werden kann. Das Angebot soll die thematische Vernetzung der Forschung fördern und zugleich einen attraktiven Bereitstellungsort für Open-Access-Publikationen wissenschaftlicher Autoren/innen bieten. Dafür entwickelt das Projekt eine technische und redaktionelle Infrastruktur, mit der Formen des informellen und interaktiven elektronischen Publizierens in einem fachwissenschaftlichen Kontext erprobt werden. Ausgangspunkt dieser Infrastruktur ist die Software MediaWiki, für die so angepasst wird, dass die Implementierung flexibler Redaktionsrollen (Betreiber, Herausgeber, Autoren, Nutzer) möglich wird. Der Beitrag wird konzeptuelle Überlegungen, aber auch erste Erfahrungen aus einem Projekt vorstellen, das im Kern auf die Adaption eines "neuen" Mediums auf bestehende Produktions- und Rezeptionsgewohnheiten einer Fachdisziplin abzielt. Vorgestellt werden etablierte Rollen und bestehende Erwartungen an das wissenschaftliche Publizieren, mit denen das Projekt konfrontiert ist und Versuche, diese in redaktionelle Abläufe und technische Verfahren zu überführen. Als Medienexperiment wird Docupedia-Zeitgeschichte auch eine Antwort auf die Frage suchen, wie eine Disziplin wie die Geschichtswissenschaft auf neue mediale Angebote reagiert, bzw. an welchen Stellen bestehende disziplinäre Praktiken sich fortschreiben, neu entstehen oder mit technischer Unterstützung sinnvoll angepasst werden können.
Das Internet hat sich in den letzten Jahren signifikant verändert. Während der ersten Jahre war das World Wide Web im Wesentlichen ein neuer, dynamischer Distributionskanal von Informationen – auch von historischen. Seit ca. 2005 aber nimmt das WWW immer mehr die Züge eines sozialen Mediums ("Web 2.0") an. Web 2.0 bedeuet, dass Interaktion und Partizipation eine neue, verstärkte Bedetung erhalten und der von den Benutzern beigetragene Inhalt die Erscheinungsweise von Web 2.0-Projekten wesentlich mitbestimmen. So schreiben zum Beispiel in der Online-Enzykolpädie Wikipedia Laien historische Beiträge, arbeiten im Netz Geschichtsvereine kollaborativ über lokalhistorische Fragen und veröffentlichen staatliche Archive ihre digitalisierten Photographien auf Web-Plattformen, damit sie vom Publikum erschlossen werden. Habermas beschrieb diesen Wandel kürzlich mit folgenden Worten: "Tatsächlich hat ja das Internet nicht nur neugierige Surfer hervorgebracht, sondern auch die historisch versunkene Gestalt eines egalitären Publikums von schreibenden und lesenden Konversationsteilnehmern und Briefpartnern wiederbelebt." Damit stellt sich die Frage, welche Auswirkungen der aktuelle Wandel im Netz für die Geschichtswissenschaften mit sich bringen wird. Im Mittelpunkt steht dabei die aktuelle Grenzverschiebung zwischen historischem Fachdiskurs und öffentlichem Diskurs über Geschichte: Wie verändert sich die Rolle der akademischen Geschichtsschreibung mit seinem vorwiegend innerwissenschaftlichen Zielpublikum auf dem gesamten "Geschichtsmarkt" (Dieter Langewiesche)? Welche Rolle spielen nicht-akademische Geschichtsforscher in der Zukunft? Und wie ändern sich durch diesen Wandel Reputation, Legitimation und Kommunikation der akademischen Geschichtsforschung?
Der Beitrag diskutiert die 'Theoriebedürftigkeit der Geschichtswissenschaft' (Reinhart Koselleck) im medialen Wandel und prüft Theorieangebote der Medienwissenschaft auf ihr geschichtswissenschaftliches Erkenntnispotential. Im Zentrum stehen Reflexionen auf die mediale Bedingtheit der Historiographie, auf medienarchäologische sowie auf systemtheoretische Ansätze. Auf diese Weise kann das Verhältnis zwischen einer Medialität der Geschichte und einer Medialität der Geschichtswissenschaft neu thematisiert werden.
Die Omnipräsenz von Geschichte im öffentlich-medialen Raum hat in jüngster Zeit zu einem verstärkten Interesse an der – dem amerikanischen Sprachgebrauch folgend – nun häufiger als Public History bezeichneten Geschichtsproduktion geführt. Sie wird beobachtet, kategorisiert, vermessen, wobei es die AutorInnen für angebracht halten, auffallend deutlich ihre grundsätzliche Sympathie und Wertschätzung zu betonen und sich explizit von einer abschätzigen Betrachtung zu distanzieren. Auffallend ist aber auch, dass der Betrachtung der ‚Anderen’ – etwa Journalistinnen, TV-Autoren oder Romanautoren – mit einer ethnographischen Distanz zu Leibe gerückt wird, die nicht bloss erkenntnisfördernde Distanz schafft, sondern auch die – seit jeher fragliche – Grenze zwischen ‚akademischer’ und nicht-akademischer Geschichtsrepräsentation fortwährend neu befestigt. Der Blick in die Gebräuche der ‚Anderen’ entdeckt verlockende und faszinierende Methoden, und übt sich zugleich im Widerstehen für die eigene Praxis. Besonders häufig heftet sich der lustvolle Blicks und die standhafte Abwehr auf drei Arbeitsweisen, die alle als genuin durch das "Medium" erfordert gelten: die "Emotionalisierung", die "Personalisierung" und die "Dramatisierung". Was unter diesen Begriffen als zugleich problematisch wie publikumswirksam identifiziert wird, sind indessen nichts weniger als Grundprobleme historischer Repräsentation: Gefühle, persönlicher Erfahrungshintergrund und narrative Strukturen sind Dinge, die zum Leben gehören und von denen sich eine akademische Geschichtsschreibung nicht unbeschadet lossagen kann. Der Vortrag gibt einen Einblick in die aktuellen freundnachbarschaftlichen ‚Grenzbetrachtungen’ im deutschen Sprachraum und fragt nach dem Potenzial der Methoden der ‚Anderen’.